Weimar-Waldstadt, Weimar-WHAT?
Dieses Projekt wurde unter der Leitung von Jun.-Prof. Dr.-Ing. Daniela Zupan, Galyna Sukhomud am Institut für Europäische Urbanistik an der Fakultät für Architektur und Urbanistik der Bauhaus-Universität Weimar durchgeführt.
Mitwirkende: Dilara Hadroviç, Ian Ozeroff, Joe Kwasnik, Lena Knape, Marie von Kempis, Nele Ilic
Methoden
Zur Beantwortung dieser Fragen wurde ein multimethodischer Ansatz gewählt, der Archivrecherchen und ethnografische Methoden (halbstrukturierte Interviews) kombiniert. Die Archivrecherche konzentrierte sich auf offizielle Planungsdokumente (lokale, regionale und nationale Pläne) und Karten des lokalen Gebiets, Zeitungsartikel und bürokratische Korrespondenz zwischen den an der Planung der Waldstadt beteiligten Parteien.
Unsere Archivrecherchen wurden durchgeführt in:
● Landesarchiv Thüringen - Hauptstaatarchiv Weimar
● Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung - Erkner
● Kunst Bibliothek - University of Leipzig
Zu unseren Gesprächspartnern gehörten:
● Herr Dr. Senff
● The current Mayor of Schöndorf
● Heidi Günzler
Vor unserer Recherche haben wir jedoch zunächst die relevante Literatur zum Thema Wohnungspolitik in sozialistischen Gesellschaften (und der GDR im Besonderen) sowie zur Geschichte der Umweltbewegungen in der GDR gesichtet.
Durch die Kombination dieser Methoden hoffen wir, die Diskrepanzen zwischen der offiziellen und der gelebten Geschichte zu erforschen. Im politischen Kontext der GDR sind möglicherweise viele alternative Erzählungen über den Bau der Waldstadt verloren gegangen. Aus diesem Grund kann es sein, dass die offiziellen historischen Aufzeichnungen des Planungsprozesses eine vereinfachte Version des Baus der Waldstadt darstellen, die viele unterschiedliche und widersprüchliche Gründe für oder gegen den Bau verschleiert.
Um ein möglichst vollständiges Bild zu erhalten, haben wir uns bemüht, Interviews mit möglichst vielen Quellen zu führen. Durch die Wahl eines halbstrukturierten, gesprächsartigen Ansatzes hofften wir, unseren Teilnehmern den Raum zu geben, kleine Details und emotional mitschwingende Erinnerungen zu erläutern, um den breiteren kulturellen Kontext, der den Planungsprozess umgab, zu erfassen.
Herr Dr. Senff wohnt seit 1963 in Schöndorf und ist als Leiter der Saatzuchtabteilung involviert in die Landwirtschaft und als Familienvater in das soziale Netz des Ortes. Wir haben mit ihm gesprochen über die Entstehung der Waldstadt.
“Ich bin 1963 nach Schöndorf gekommen als Leiter dieser Saatzuchtabteilung. Ich habe in Leipzig Landwirtschaft studiert. Hab dann dort in einem Institut für Pflanzenzüchtung in der Universität Leipzig gearbeitet. War dann Oberassistent am Institut für Rübenforschung in Kleinwansleben, das ist in der Magdeburger Börde wenn Ihnen das was sagt. Von dort 1963 hier als Saatzuchtleiter nach Schöndorf gekommen. Hab von Kleinwansleben aus in Leipzig promoviert über ein Thema der Saatgutproduktion von Rüben. Ein spezielles verfahren das wir entwickelt hatten. Aber das wendet hier gar keiner mehr an, nur in Italien. Und hier war eine unserer Hauptaufgaben die züchterische Bearbeitung von Futterrüben aber auch Getreide, Weizen, Sommergerste, Roggen und verschiedenen Futterpflanzen. Wir haben auch drei Futterrübensorten auf den Markt gebracht. Die Futterrübe war über Jahrhunderte die Basis der Rinderernährung über den Winter. Jetzt ist sie ersetzt durch Maissilage. Der Anbau und die Verwertung von Futterrüben, das würde die Rinder freuen, dann müssten sie nicht immer nur Sauerkraut fressen, aber das ist viel zu aufwendig und die Produktion ist zu teuer. Also ein paar Ziegenhalter und so paar Kleingärtner bauen noch Futterrüben an aber größere Betriebe nicht. Das Unternehmen ist 1992 von der Treuhand verkauft worden. Ein weitläufiger Verwandter meiner Frau hat das gekauft. Die Treuhand hat mich entlassen. In den Vorruhestand geschickt, weil ich schon 63 Jahre alt war. Ich habe dem neuen Besitzer geholfen das zu erhalten, aber eben nicht mit 30 Mitarbeitern sondern nur mit dreien.”